Die Schülerinnen und Schüler des Ergänzungsfachs Geschichte auf Spurensuche in München

Im Rahmen einer freiwilligen Studienreise nach München haben sich die Schülerinnen und Schüler des Ergänzungsfachs Geschichte in München vom 23. bis 26. Februar mit dem grössten Verbrechen der Menschheitsgeschichte – dem Genozid der Nationalsozialisten an den Juden, Sinti und Roma sowie weiteren Gruppen – auseinandergesetzt.

«Gleichzeitig haben wir uns aber auch auf Spurensuche zu den Lichtblicken in Zeiten höchster Prekarität, nämlich dem Widerstand während dieser NS-Zeit, begeben», so Lehrer Pietro Jacomet, der die Reise organisiert und begleitet hat. «Das Friedensprojekt Europa, sein gegenwärtiger Zustand und seine zukünftige Entwicklung standen ebenso im Fokus wie die Bedeutung von zivilem Engagement im Allgemeinen. Eine kritische Betrachtung der Geschichte dient stets dazu, unser gegenwärtiges Handeln als Gesellschaft und als Individuen zu hinterfragen und zu reflektieren.»

Auch für ihn persönlich sei die Reise, die sich die Gruppe durch freiwillige Arbeit finanziert hatte, eine persönlich grosse Erfahrung gewesen. «Die Schülerinnen und Schüler waren sehr motiviert und haben mit interessanten Beiträgen und kritischen Fragen zu lebhaften und produktiven Diskussionen beigetragen. Darüber hinaus durfte ich sie auch ausserhalb des schulischen Regelunterrichts als neugierige, reife und humorvolle junge Erwachsene näher kennenlernen, was sehr bereichernd war.»

Hier der Bericht von Greta Vasics, Schülerin der Klasse – ausserdem der Bericht von Elena Candinas und Eliane Cathomen in romanischer Sprache:

«Ein beissender Wind durchzog den Ilanzer Bahnhof um 7:24 Uhr am Freitagmorgen. Das Quietschen der Koffer erklang aus einer dunklen Ecke, als die 6. Klasse des Gymnasiums mit einem breiten Grinsen im Gesicht auftauchte. Gross war die Freude auf die lang ersehnte Geschichtsstudienreise nach München. Nicht nur, weil die Klasse im Herbst die Reisegebühren mehrheitlich selbst erwirtschaftet hatte, sondern auch wegen der enthusiastischen Haltung vom Geschichtslehrer Herrn Jacomet, der uns diese Reise ermöglichte. Ein 25-seitiges Skript und vier Tage Vollprogramm erwarteten uns. In Begleitung von Herrn und Frau Arnold besuchten wir zunächst die Gedenkstätte des Olympia-Attentats von 1972. Unsere spannende Diskussion vor Ort litt jedoch unter der Kälte, weshalb wir den restlichen Abend gemeinsam in einem kleinen italienischen Restaurant verbrachten. Dabei herrschte eine tolle Stimmung, das Essen war köstlich, und wir spielten ein nervenkitzelndes Kartenspiel.

Am nächsten Morgen ging es bereits zur nächsten Aktivität; aber davor durften alle Schülerinnen und Schüler, die nicht so gerne ausschlafen, Morgensport mit Herrn Jacomet treiben. Die anschliessende Aktivität am Vormittag war nicht nur eine Europa-Schnitzeljagd in der Altstadt Münchens, sondern auch eine Wiederholung des bereits behandelten Lehrstoffs im EF-Geschichte. So auch die Führung zu den Handlungen der NS-Widerstandsgruppe „Weisse Rose“ am Nachmittag an der Ludwig-Maximilians-Universität. Dort erarbeiteten wir gemeinsam verschiedene Themen wie die Flugblätter oder persönliche Biografien der Geschwister Scholl.

Am Sonntagmorgen öffneten sich die Tore des KZ Dachau mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“. Diese Aufschrift hat sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt, besonders wegen der zynischen Absicht dahinter. Das Konzentrationslager war eine emotionale Achterbahn für uns alle, aber auch eine Herausforderung, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Unser Guide erzählte ausführlich von den erschütternden Umständen und Szenarien, die für uns heute fast unmöglich erscheinen. In einem Moment auf dem Appellplatz verspürte ich eine Welle der Trauer und des Schmerzes, die mich an diesem Tag bis zum Schlaf verfolgte.

Am letzten Tag wurde es erneut politisch, und wir durften mit einem Mitarbeiter der EU-Kommission spannende Diskussionen führen. Dr. Renke Deckarm berichtete von seiner Arbeit als Pressesprecher und Leiter der Regionalvertretung in München und vertrat dabei eine relativ starke „Pro-EU“-Meinung. Der Kontrast zu unserer „schweizerischen Auffassung“ führte anschliessend zu einem interessanten Austausch.

Die Studienreise ging somit zu Ende, und wir sahen uns ein letztes Mal in der bayerischen Hauptstadt um. Die Diversität an Themen hatte für jeden Geschmack spannende Aspekte dabei, und es war ein guter Ausgleich zwischen Traurigkeit und Freude. Es war eine nicht nur einfache Studienreise, sondern auch ein Erlebnis fürs Leben, das uns daran erinnerte, ‚uns zu erinnern‘.»


«La davosa fin d’jamna prolungida havein nus, 18 scolars e scolaras dalla sisavla classa dil gimnasi claustral da Mustér cun nos scolasts da historia, astgau passentar a Minca. Quei viadi havein nus fatg per approfundar differents eveniments dil 20avel tschentaner e vistar loghens impurtonts che nus havevan gia tractau duront las lecziuns dil rom cumplementar da historia en scola.

Il venderdis essan nus arrivai suenter in viadi da pressapauc tschun uras cun tren a Minca. Suenter che nus havein saviu deponer nossas bagaschas en nies albiert essan nus semess sin via el marcau. Nossa emprema destinaziun ei stada igl Olympiapark. Ella tschunavla classa havevan nus tematisau la relaziun denter la domena dil sport e quella dalla politica. Egl Olympiapark havein nus saviu profundar quella savida cugl exempel concret digl attentat digl onn 1972 a Minca. Lu haveva ina gruppaziun terroristica palestinesa priu atlets israelians en ostagi duront l’olimpiada.

La sonda avonmiezdi havein nus fatg ina catscha da zenzlas [= Schnitzeljagd] el center dil marcau da Minca en gruppas. Aschia havein nus viu il marcau ed empriu d’enconscher novs loghens historics. Il suentermiezdi havein nus giu ina guida ella Ludwig-Maximilians-Universität. Hans e Sophie Scholl ein stai students en quell’universitad duront la Secunda Uiara mundiala. Duront l’instrucziun en scola havevan nus gia empriu dabia davart lur resistenza encunter il naziunalsocialissem. Ils dus fargliuns Scholl s’udevan tier la gruppa renomada Weisse Rose.

Il motiv principal per noss’excursiun ei denton stau da visitar in camp da concentraziun dils naziunalsocialists. In tal havein nus visitau la dumengia, numnadamein a Dachau. Buca lunsch ordvart Minca havein nus astgau entrar en quei camp. In guid ha menau nus atras las staziuns impurtontas e ha dau vinavon a nus nundetg bia da sia savida. Igl ei stau fetg impressiunont, denton era enorm emoziunal.

Il gliendisdis avon che turnar a casa havein nus aunc astgau visitar in davos liug impurtont a Minca. Nus essan stai sin viseta tier Dr. Renke Deckarm ella representanza regiunala dalla Cumissiun europeica a Minca. El ha raquintau a nus da siu mintgadi e silsuenter havein nus era discutau cun el davart temas politics en connex culla Uniun europeica.

L’excursiun a Minca ei stada fetg impressiunonta. Nus havein buca mo astgau veser bia loghens ed instituziuns impurtontas, mobein havein era giu in bi temps da cumpignia. Las seras eis ei vegniu tschenau ensemen, dau giugs e ris. Era duront il viadi cun tren havein nus giu cuorturiala grazia a giugs e legras paterladas.»

 

 

 

Sie möchten mehr aktuelle Informationen aus dem Gymnasium & Internat Kloster Disentis? Diese liefern wir Ihnen gerne einmal im Monat in Ihr Postfach – natürlich kostenlos. Hier können Sie e-DISENTIS bestellen, Termine, Nachrichten und Neuigkeiten aus dem Gymnasium & Internat Kloster Disentis und zu seinen Alumni, dem Kloster Disentis und dem Hotel Kloster Disentis.

Mehr Informationen zum Gymnasium & Internat Kloster Disentis finden Sie auch auf unseren Social-Media-Kanälen bei Instagram, Facebook und LinkedIn.

Gymnasium Kloster Disentis Instagram